Wir müssen uns die gesamte Bandbreite an Emotionen (innerlich) erlauben! Sonst sind wir gefährlich für uns und unsere Mitmenschen! Warum?
Weil wir als Menschen sämtliche Emotionen als Antworten auf Situationen und Erinnerungen in uns tragen und diese aktiviert werden können.
Wenn wir aber so tun, als ob wir nie Gefühle von Wut, Neid, Rachsucht, … empfinden würden, ist es so, als würden wir über eine Straße laufen und so tun, als ob es keine Autos gäbe. Das könnte für uns und auch die Autofahrer und anderen Verkehrsteilnehmer richtig gefährlich werden!
Jeder kennt Choleriker, die anscheinend aus dem Nichts wütend werden. Sie wollen selber meist keine aggressiven Menschen sein, werden aber immer wieder von diesen heftigen Emotionen „übermannt“.
Oder die freundlich angepasste Person, die innerlich manchmal kocht… und plötzlich kommt es dann durch: In einem sehr verletzenden Nebenkommentar oder als Verletzung nach innen, die sich als Burnout, Depression oder sogar körperliche Krankheit Raum verschaffen kann…
Aber ist es denn nicht richtig, Aggression, Rachsucht, Wut und Hass abzulehnen?
Auf Handlungsebene: Ja! Ich möchte niemanden dazu ermuntern, aus diesen Gefühlen heraus zu handeln!
Auf emotionaler Ebene: Nein!! Wenn wir uns nicht erlauben, die Emotionen und vielleicht sogar Handlungsimpulse zu spüren, können sie sich in weniger achtsamen Momenten Wege bahnen, die sehr destruktiv sein können. Oder wir folgen ihnen in dem Moment, wenn die Intensität uns einfach zu hoch wird und wir den inneren Kampf verlieren.
Aber wie können wir denn dann ganz konkret mit solchen „häßlichen“ Emotionen und Impulsen umgehen?
1. Nicht mit ihnen kämpfen
Wenn wir entschieden haben, ihnen nicht auf Handlungsebene zu folgen, aber ihnen bewusst Raum zu geben, können wir uns auf einer gewissen Ebene entspannen. Es ist so, als würden wir (gegebenenfalls mit Unterstützung) unseren heftigen Emotionen innerlich einen ganzen Strand zum austoben geben, ein ganzes Fußballstation, wo unsere innere Anteile brüllen und toben können, oder einen Ort, an dem innere Anteile sogar etwas zerschmettern dürfen. Und wir als Hauptbewusstsein halten den Raum und schauen voller Mitgefühl auf diese Gefühle in uns, die sich so ausgeliefert fühlen, dass sie die heftigen Emotionen brauchen, um nicht zu kollabieren.
Wie ist das gemeint: Heftige Emotionen helfen, nicht zu kollabieren?
Wir werden üblicherweise nicht wütend, hasserfüllt oder rachsüchtig, wenn wir uns sicher, wertgeschätzt, stark und handlungsfähig fühlen.
Gefühle wie Wut und Rachsucht entstehen üblicherweise aus verletzten Gefühlen, hilflos fühlen und oder ohnmächtig sein.
Wenn sich jemand erst depressiv fühlt und dann in Aggression wechselt, ist das tatsächlich schon eine Steigerung im Bewusstsein.
Das heißt natürlich nicht, dass wir darin bleiben sollten. Aber diese aggressiven Gefühlen sind ein gesundes und notwendiges Übergangsstadium zwischen Hilflosigkeit und Selbstwirksamkeit. Es ist wichtig, dass sie sich zeigen und gespürt werden dürfen.
Und wenn wir uns als Hauptbewusstsein selber den Raum für diese Gefühle halten (oder jemand anderes für uns oder mit uns), dann können wir spüren, was uns verletzt hat, was wir ganz dringend in unserem Leben ändern wollen, ansprechen wollen, klären wollen, damit wir uns wieder sicher und wohl fühlen können.
2. Die Informationen, die unsere Wut für uns hat, verstehen
Wenn wir uns nicht erlauben, unsere Wut -oder stärker, unseren Hass- zu spüren, dann neigen wir stark dazu, unsere eigenen Grenzen zu missachten. Wenn wir immer nur lächeln und so tun, als ob „alles gut“ wäre, stauen wir das nur immer weiter auf, bis wir irgendwann doch explodieren oder implodieren.
Es ist wichtig, unsere Gefühle wirklich ernst zu nehmen. Das heißt nicht, dass sie immer 1:1 in die aktuelle Situation passen. Manchmal erinnert uns eine Situation an etwas und ruft alte Verletzungen wach und triggert so alte heftige Gefühle. Dann geht es nicht darum, die alten Gefühle unkontrolliert auf die Person, die uns gegenüber steht zu schütten. Aber es lohnt sich zu schauen, warum das angetriggert wurde und inwiefern wir den Kontakt zu dieser Person anders gestalten wollen oder es ist eine Einladung dazu, endlich alte Wunden zu heilen.
Was genau uns unsere Wut sagen will, können wir aber nur herausfinden, wenn wir uns zuerst einmal eingestehen, dass wir überhaupt wütend sind.
Also: Heißen wir unsere Wut, Eifersucht, Rachsucht und unseren Hass willkommen! -Um sie kennen zu lernen und liebevoll zu versorgen!
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Danke für das Foto an Andrea Piacquadio von pexels
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